REA-Skandal - In Wilhelmshaven ist ALLES beim ALTEN
15. Oktober 2015 | Von uwit | Kategorie: Abgas-Skandal, Aktuelles, Kraftwerk-Skandal, Kraftwerks-Skandal, NOx, REA-Skandal, VW-Skandal, organisierte KriminalitätWilhelmshaven (WHV) ist immer einen Besuch wert. Ein prima Südstrand, eine aufgeräumte Nordsee-Passage, die wunderschön restaurierte alte Kaiser-Wilhelm-Brücke, das Wattenmeer-Museum u.v.a.m.
Aber WHV hat noch Qualitäten der ganz besonderen Art. Einzigartig für ganz Deutschland ist der ´Kraftwerkspark´ in WHV:
- In WHV betreibt E.ON ein 756MW_el Steinkohlekraftwerk, Baujahr 1976, Schornsteinhöhe 275m.
- Nebenan betreibt GDF-Suez seinen Neubau (Grundsteinlegung in 2008) mit einer Leistung von 800MW_el, Schornsteinhöhe 177m, ebenfalls befeuert mit Steinkohle.
Einzigartig besonders deshalb, weil hier 2 Steinkohlekraftwerke in direkter Nachbarschaft stehen und ganz überwiegend völlig verschiedene Außendarstellungen zum Besten geben. Während GDF-Suez geradezu ´vorbildlich dampft´, treten die Rauchgase des E.ON-Blocks ganz überwiegend ´trocken wirkend, d.h. transparent´ aus dem Kaminkopf aus. Und dieses, obwohl beide Kraftwerke dem Grunde nach mit praktisch fast gleichen Nass-Entschwefelungstechniken ausgerüstet sind.
Zum E.ON-Kraftwerk in Wilhelmshaven
In WHV betreibt E.ON ein 756MW_el Steinkohlekraftwerk, Baujahr 1976, Schornsteinhöhe 275m. - Wie beim Nachbar GDF-Suez wird die Nassentschwefelung als letzte Rauchgasreinigungsstufe direkt vor Kamin betrieben. Allerdings gilt für das E.ON-Kraftwerk noch die ´alte Regel der Wiederaufheizung´. Danach müssen Steinkohlekraftwerke, welche mit der Nassentschwefelung nachgerüstet wurden, die nassen Rauchgase nach REA um 30K ´wiederaufheizen´, insbesondere damit der Auftrieb der Rauchgase im ´bestehenden Kamin´ gewährleistet ist. Betragsmäßig entspricht diese Wiederaufheizung einer Enthalpieerhöhung von ca. 30kJ/kg. Diese geringe Erhöhung ist nicht wirklich geeignet, die Wasserdampfbeladung der Reingase bei ihrem Eintritt in die relativ kühle Außenluft weiterhin gasförmig zu halten. Dazu wäre eine Außentemperatur >48 Grad C erforderlich, welche in unseren - und auch anderen - Breiten kaum vorzufinden sein wird. Das kann uns der Leser ruhig glauben. - Deshalb ist auch am E.ON Kraftwerk WHV eine deutlich ausgeprägte sichtbare Schwade am Kaminkopf zu erwarten, natürlich nur für den Fall, dass auch dort nass entschwefelt wird.

Das E.ON Kraftwerk in WHV in Betrieb. Auch im Oktober 2015 fehlt weiterhin die Nass-REA-typische Schwade über dem Kaminkopf
Zum GFD-Suez-Kraftwerk in Wilhelmshaven
Wenige Meter neben dem E.ON-Kraftwerk betreibt GDF-Suez seinen Neubau (Grundsteinlegung in 2008) mit einer Leistung von 800MW_el, Schornsteinhöhe 177m. Das Kraftwerk soll in 2015 in den Regelbetrieb gehen. Das GDF-Kraftwerk wurde nach den aktuellen technischen Bedingungen für die ´kalte Rauchgasableitung´ gebaut (gültig seit 2004), d.h. die früher übliche Wiederaufheizung der REA-Reingase um 30K (von ca. 48 auf 78 Grd C) ist hier nicht mehr erforderlich. Damit treten die REA-Reingase mit einer rel. Feuchte von 100% aus dem Kaminkopf aus und sorgen somit unmittelbar für eine sehr satte Schwadenausbildung.
Was wir bei unserem jetzigen Besuch in WHV an Erklärungen hören durften

Der Unterschied der Schwadenausbildung ist seit Jahren für Jeden sichtbar. Warum hier praktisch kein vor Ort wohnender Beobachter entsprechende Nachfragen stellt, bleibt vorerst offen.
Ein Tourist mit Hamburger Nummernschild meinte: „Ich kenne mich hier aus, habe aber das E.ON-Kraftwerk noch nie dampfen gesehen”
Ein GDF-Angestellter: „Die deutliche Dampffahne unseres Kraftwerks resultiert aus der Wasserdampfsättigung der Rauchgase” und „Wenn wir nicht dampfen, dann sind wir nicht in Betrieb”. Der GDF-Angestellte auf den Hinweis, dass ´das E.ON-Kraftwerk in Betrieb sei, aber nicht dampfe´: „Dann hat E.ON aber ein Problem”. Er schmunzelte dabei. - Wir können uns leicht vorstellen, dass die praktisch täglich fehlende Schwade über dem Kamin von E.ON im Nachbarkraftwerk von GDF-Suez den dortigen Fachleuten schon lange auffällt. Warum sie dies nicht öffentlich thematisieren, das erstaunt schon und wird seine Gründe haben.
Ein E.ON-Mitarbeiter bestätigt, dass sein Kraftwerk in Betrieb sei. Die gleiche Antwort wie im Frühjahr 2015. Auf den Hinweis, dass das GDF-Kraftwerk im Gegensatz zum E.ON-Block so deutlich ´dampfe´, kam hier die folgende Erklärung: „Der Kamin von GDF-Suez ist ja auch um 150m niedriger”. - Eine völlig neue, sinnfreie Erklärung. Kommentar überflüssig !!!
Quelle für obiges Foto: 2012-05-13 Nordsee-Luftbilder DSCF8593“ von Foto: Martina Nolte, Lizenz: Creative Commons by-sa-3.0 de. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 de über Wikimedia Commons
Die beiden unteren Fotos: © 10/2015 by aufpunkt.de